Friede durch Verhandeln?
Populisten von rechts wie links (AFD, Marine le Pen, Die Linke, Sarah Wagenknecht und andere) lehnen Waffenlieferungen zur Unterstützung der Ukraine ab und fordern anstelle dessen Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Auch in der Friedensbewegung und den Kirchen hat die Vorstellung, Friede könne nur durch Verhandlungen erreicht werden, großen Einfluss - eine Haltung, die das von Instituten der Friedens- und Konfliktforschung (BICC, IFSH, INEF, PRIF) vorgelegte Friedensgutachten 2024 unübersehbar beeinflusst hat. So kulminiert dieses Gutachten in der Empfehlung, die internationale Ordnung zu stärken und Verhandlungen vorzubereiten - eine Sicht, die von Vertretern des Gutachtens, so Prof. Dr. Christopher Daase (PRIF). auch in den Medien dargestellt wurde.
Prof. Dr. Christopher Daase, Frankfurt
Informeller Repräsentant der deutschen Friedens- und Konfliktforschung
Denkt ein Akteur allerdings konsequent machtlogisch (wie Hitler oder Putin), so zählen für ihn nur Machtkriterien wie Machtgewinn, Machterhaltung oder Machtverlust. Zu substantiellen Verhandlungen ist er also nur bereit, wenn er damit seine Macht ausbauen, etwa eroberte Gebiete sichern, kann oder Verhandlungen wegen starken Widerstands akzeptiert. Einen aggressiven Akteur ohne ausreichenden Widerstand zum Frieden zu bewegen zu wollen, ist dagegen eine Farce. Daher dienen Verhandlungsangebote ohne ausreichende Stärkung der überfallenen Partei nicht dem Frieden; im Gegenteil: Sie lassen Angriffskrieg und damit aggressives Handeln als legitim erscheinen und verstärken damit noch die Neigung aggressiver Akteure zum Krieg - genau das Gegenteil dessen, was propagiert wird. Näheres hierzu siehe in: Zur Ergänzung und Kritik des Friedensgutachtens 2024 (Lauritsen/Prittwitz).
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